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Friday, August 28, 2020

Brief an die Politik - Süddeutsche Zeitung

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Auch im Landkreis Freising fürchten Bauern um den Bestand der klein strukturierten Landwirtschaft, wenn die Auflagen weiter steigen, die Ausgleichszahlungen aber weniger werden. Am Donnerstagabend übergaben Vertreter des Bayerischen Bauernverbands (BBV) dem CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer ein Positionspapier. Anlass ist das dreitägige Treffen der EU-Agrarminister in Koblenz, das am Sonntag beginnt. Irlstorfer versprach, die Forderungen noch am gleichen Abend an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner weiterzuleiten.

Gerade in der Corona-Krise habe sich gezeigt, "wie wichtig eine eigenständige, wettbewerbsfähige und qualitativ hochwertige Erzeugung von Lebensmitteln aus den Händen europäischer Bauern ist", sagte BBV-Kreisobmann Georg Radlmaier. Acht Kernpositionen umfasst das Papier, das er Irlstorfer auf dem Hof von Rosina und Sebastian Deliano in Grub bei Mauern gemeinsam mit Kreisbäuerin Elisabeth Mayerhofer und BBV-Kreisgeschäftsführer Gerhard Stock vorstellte. Der CSU-Abgeordnete sagte seine Unterstützung zu, er stehe hinter den Anliegen des BBV.

Einige der akuten Probleme sprach Sebastian Deliano an, als er seinen Hof kurz vorstellte. Er leitet den Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung seit 1988. "In letzter Zeit wird es immer schwieriger", schilderte er, "es macht einfach keinen Spaß mehr." Der bürokratische Aufwand sei enorm. Der Hof liegt, wie fast die gesamte Hallertau, in der sogenannten roten Zone. Das heißt, dass dort die Nitratbelastung im Grundwasser relativ hoch ist. Deshalb gelten zusätzliche Auflagen. Nur 200 Meter weiter sei dies nicht mehr der Fall. "Das trifft uns schon hart", sagte Deliano. Künftig soll er nur noch im Frühjahr Gülle ausbringen dürfen. Wenn man Zwischenfrüchte im Sommer nicht düngen könne, sei das aber "kontraproduktiv", das bestätige jeder Fachmann. Das habe zur Folge, dass er den Viehbestand von derzeit 700 Schweinen womöglich reduzieren müsse.

"Es ist fünf vor zwölf, warnte Gerhard Stock. Der Viehbestand im Landkreis sei bereits stark zurückgegangen. "Wenn wir nicht gegensteuern, haben die Betriebe keine Perspektive mehr". Man könne nicht alle zehn Jahre die Ställe umbauen, weil es neue Auflagen gibt. Die Landwirte bräuchten eine "verlässliche Agrarpolitik", sagte Radlmaier. Auf EU-Recht basierende Reglementierungen und Kontroll-verfahren müssten "entschlackt" werden.

Der BBV-Kreisobmann unterstrich auch die Forderung, dass europaweit gleiche Standards gelten müssten, für die bayerische Landwirtschaft dürften keine Nachteile entstehen. Voraussetzung sei, "dass uns bezahlt wird, was wir leisten". Wichtig sei deshalb eine "starke, zukunftsorientierte Ausstattung des EU-Finanzrahmens". Durch den Brexit dürften keine finanziellen Zusatzlasten entstehen. Irlstorfer konnte nicht versprechen, dass der EU-Austritt Großbritanniens für den Agrar-Etat ohne Folgen bleiben werde. Er bekräftigte aber, dass das Ziel "ein fairer Wettbewerb" und eine starke europäische Landwirtschaft sein müssten, allerdings dürften die Standards nicht zurückgefahren werden. Ihm sei es wichtig, dass die EU "geschlossen agiert, die tägliche Arbeit der Bäuerinnen und Bauern anerkennt und dementsprechend handelt".

Weiteres Anliegen des BBV ist, dass "bedarfsgerechter Pflanzenschutz und Düngung zur Sicherung der Ernten" möglich sind, die Biodiversitätsstrategie müsse "ausgewogen ausgestattet werden". Die Ernährungssicherung müsse bei der Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an erster Stellte stehen, forderte Elisabeth Mayerhofer. Es müsse gelingen, die Themen Landwirtschaft, Umwelt sowie die Klimastrategie der Bundesregierung in Einklang zu bringen - und die Bauern müssten dabei ihr Auskommen haben, bilanzierte Irlstorfer. Stock verwies darauf, dass die jungen Landwirte gut ausgebildet seien, auch was den Naturschutz angeht. Der BBV will das Positionspapier auch an die Landräte in der Region, die Landtagsabgeordneten und Bürgermeister schicken, um sie für die Probleme "zu sensibilisieren".




August 29, 2020 at 02:39AM
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