Fernbeziehungen mit einem Partner in einem Drittstaat sind wegen der Corona-Einreisebeschränkungen problematisch. Bei Seehofer stoßen die Paare auf taube Ohren.
Berlin - Unter den Hashtags #loveisnotourism, #loveisessential, #liftthetravelban (zu Deutsch: „Liebe ist kein Tourismus“, „Liebe ist essenziell“, „Beseitigt die Reisebeschränkung“) tauschen sie sich auf Twitter aus: Paare die sich schon sehr lange nicht mehr gesehen, berührt und physisch Zeit miteinander verbracht haben - viel länger als die meisten sich beim Lockdown von ihren Familien und Freunden fernhalten mussten. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kratzt das bisher offenbar wenig, wie aus einem offenen Brief an ihn hervorgeht. Darin fordern ihn die Bundestagsabgeordneten Stefan Liebich (Die Linke) und Dieter Janececk (Die Grünen) auf, endlich tätig zu werden.
Corona trennt Liebespaare: Deutschland lässt Partner aus Drittstaaten nicht einreisen
Für Paare, von denen einer in einem Drittstaat außerhalb der EU lebt, dauert der Lockdown an. Denn Einreisen von dort sind gemäß einer EU-Empfehlung in den meisten Ländern strikt verboten. So auch in Deutschland. Ausnahme: Ehepartner, dringende, geschäftliche Gründe.
Die Schicksale reichen von Paaren, die just jetzt zusammenziehen wollte - aber nicht zusammenkommen, bis hin zur Frau in Deutschland, die im achten Monat schwanger ist und befürchtet, dass der Vater bei der Geburt nicht dabei sein kann.
Are you kidding me? @BMI_Bund @BMISprecher
"Hi guys, am glad I found you. I am currently 8 months pregnant, I havent seen my partner since March (he is Kenyan, I am German). Am so terrified that he won't make it in time to welcome our baby. "@moritzkoerner @YlvaJohansson
— Marie (@Marieclnrck) July 5, 2020
Aber auch für alle anderen ist die Zeit hart. Dass es eine psychische Belastung bedeutet, unfreiwillig vom Partner getrennt zu sein, das monieren mittlerweile Betroffene in Petitionen und auch Politiker. „Unverheiratet zu sein, bedeutet nicht, dass unsere Liebe weniger wert ist“, schreibt eine Betroffene. „Wir müssen uns sehen!“
Please spread awareness about the situation of all couples who are separated for months on two ends of the world, not knowing when to reunite. Being unmarried doesn't mean that our love is less worthy. We need to be together.#LoveIsNoTourism #LoveIsEssential#LiftTheTravelBan
— Kristina❤️ (@kristina_tijo) July 5, 2020
Liebespaare wollen sich trotz Corona sehen: Horst Seehofer wehrt ab
#loveisnottourism bravo Denmark! EU, please, let the binational couples reunite again! We will do tests, quarantine, we will wear masks! Just let me see my girlfriend #LiftTheTravelBan @EU_Commission @BMISprecher @HeikoMaas @Europarl_DE
— Bogdan Weidmann (@boweidmann) July 1, 2020
Dänemark und Österreich haben die Einreisebestimmungen für unverheiratete Paare bereits gelockert. Hier kommt Bundesinnenminister Horst Seehofer ins Spiel, der offenbar bisher keine Anstalten machte, über entsprechende Maßnahmen überhaupt nachzudenken.
Das geht aus dem offenen Brief hervor, mit dem sich Liebich von der Linken und Janececk von den Grünen nun an ihn gewandt haben - sie haben ihn auch auf Twitter verbreitet:
Seit Monaten sind viele unverheiratete Paare getrennt. Das ist ein unhaltbarer Zustand.
Gemeinsam mit meinem Kollegen @DJanecek von @GrueneBundestag habe ich jetzt in einem offenen Brief Minister #Seehofer (@BMI_Bund) aufgefordert, zu handeln.#LoveIsEssential #LoveisNoTourism pic.twitter.com/ldHcBZ1fqS
— Stefan Liebich (@berlinliebich) July 10, 2020
Er verdeutlicht eine Vorgeschichte: So habe es bereits eine Anfrage an Seehofer gegeben, die er jedoch mit der Begründung abgelehnt habe, dass eine Prüfung der Paare zu viel Aufwand für die Grenzbeamten bedeute. Zudem beruhten die derzeitigen deutschen Einreisebestimmungen* auf einer Empfehlung der Europäischen Kommission.
Corona-Trennung: Politiker appellieren nachdrücklich an Horst Seehofer
Doch da ist der Haken: Auf die Situation aufmerksam gemacht, hat nämlich die EU-Kommissarin Ylva Johansson umgehend den Aufruf gestartet, den Begriff Partnerschaft so weit wie möglich auszulegen und auch Partnern die Einreise zu ermöglichen. - „Mit Recht“, finden Liebich und Janececk, „denn eine unfreiwillige Trennung von geliebten Menschen kann immense psychologische und physiologische Schäden nach sich ziehen.“
Europapolitiker Moritz Körner (FDP) vertritt in der Landshuter Zeitung die gleiche Ansicht: „Weder Corona noch der Bundesinnenminister sollten Liebe behindern“, sagt er dort. „Das Familienbild des Ministeriums muss endlich im 21. Jahrhundert ankommen.“
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July 11, 2020 at 02:47PM
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Corona: „Unhaltbarer“ Zustand - Grüne wettern in offenem Brief gegen Seehofer - „psychologische Schäden“ - Merkur.de
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Brief
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