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Wednesday, July 22, 2020

Friedhof: Ärger über Brief vom Ordnungsamt - Volksstimme

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Zobbenitz l „Zu meinem Entsetzen habe ich vom Ordnungsamt ein Schreiben erhalten, was besagt, dass unser Grab Nummer 15 verunkrautet ist“, sagt Ingeborg Schulze und kann ihre Tränen kaum verbergen.

Auf dem Friedhof am Ortsrand von Zobbenitz zeigt die 82-Jährige auf das besagte Grab, das zum größten Teil mit Wacholder und Efeu bewachsen ist. „Es hatte sich eine gelbe Blume selbst ausgesät. Zur Zeit blüht noch das gelbe Moos. Sollen etwa diese herrlichen Blumen die Verunkrautung sein?“, fragt sie mit trauriger Stimme.

Frist bis Ende Juli

Im Schreiben heißt es, dass bei der Überprüfung durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes festgestellt wurde, dass sich die Grabstätte in einem nicht der Satzung entsprechenden Zustand befindet. Es wird darin um eine fachgerechte Behebung der Mängel gebeten. Bis zum 31. Juli 2020 soll das Unkraut auf dem Grab beseitigt sein, sonst müsste die Verwaltung eine Firma mit der Mängelbeseitigung beauftragen.

Auf dem Foto, das der Ordnungsamtsleiterin Antje Jacobs von der Überprüfung des Friedhofes vorliegt, sei unter anderem hochgewachsenes gelbes Unkraut zu sehen. „Das sieht auf dem Bild wirklich nicht schick aus“, beschreibt Antje Jacobs. Aus ihren Unterlagen gehe hervor, dass auch in der Vergangenheit die Pflanzen der Zobbenitzerin nicht dem Charakter eines Friedhofs­ entsprochen hätten.

Ingeborg Schulze sieht das anders. In ihren Augen ist jede Blume aus Gottes Schöpfung schön und einmalig, auch wenn sie nicht der Friedhofsnorm entspricht. Fast täglich verbringt die Zobbenitzerin Zeit auf dem Friedhof, um die Pflanzen auf den vier Gräbern ihrer Familienangehörigen zu gießen. Nach ihren Ausführungen sei es für sie eine Ehrensache, die Ruhestätten ihrer Vorfahren zu pflegen. „Ich hatte meinem Mann versprochen, mich auch um das Grab seiner Großeltern zu kümmern. Dies werde ich auch weiter tun“, versichert sie.

Efeu darf stehen bleiben

Auf Nachfrage erklärt Amtsleiterin Jacobs, dass in der Satzung der Gemeinde Calvörde die gestalterische Ausstattung der Grabstellen nicht explizit vorgeschrieben sei. „Das Efeu und der Wacholder dürfen stehen bleiben. Das Einzige, was eingeschränkt ist, ist die Höhe der Koniferen, die dürfen 1,50 Meter nicht übersteigen“, sagt Antje Jacobs. Diese Höhe der Koniferen sei bei einem anderen Grab, das Ingeborg Schulze pflegt, deutlich überschritten.

Der Zustand des im ­Schreiben bemängelten Grabes sei – nach Ausführungen der Amtsleiterin – mittlerweile für in Ordnung befunden worden. „Bei der damaligen Kontrolle sah es anders aus“, sagt Antje Jacobs.

Neben Ingeborg Schulze hätten noch drei weitere Zobbenitzer ein Mängelschreiben zum Zustand ihrer Gräber bekommen. Eine Nachkontrolle soll es geben. „Wir sind verpflichtet, mindestens ein Mal im Jahr eine Begehung der Friedhöfe durchzuführen“, erklärt Antje Jacobs.

Historische Gräber haben „Bestandsschutz

Um die Sicherheit des Grabsteines zu gewährleisten, hat Ingeborg Schulze schon vor langer Zeit veranlasst, dass der Stein schräg gelegt wird. So könne das Umfallen des Steines ausgeschlossen werden.

Für die betagte Zobbenitzerin gehört der Friedhof zum Gesamtbild des Dorfes. Der Friedhof könne mit seinen alten Gräbern eine offene historische Chronik sein. „Ich habe den Eindruck, dass über hohe Gebühren und die ständigen Kontrollen alle alten Grabstätten in die Anonymität verschwinden sollen.“

Der Nachwelt erhalten

Dem widerspricht Antje Jacobs. Die Kommune lege sehr wohl Wert auf das Erscheinungsbild der Friedhöfe, zu dem auch die historischen Grabstätten gehören. Schwierig sei es bei diesen alten Gräbern, Familienangehörige zu finden und diese zur Grabpflege zu verpflichten. Andererseits könne sie verstehen, dass die historischen Gräber für die Nachwelt erhalten bleiben sollen.

Otto Herms-Knake, der einstige Bürgermeister in Zobbenitz, war ein Verfechter für den Erhalt der alten Grabstätten. Auf seine Initiative hin gibt es in Zobbenitz eine Art „Bestandsschutz“ für diese historischen Anlagen. „Historisch hin oder her, da muss sich aber jemand drum kümmern“, sagt die Amtsleiterin. Sie schlägt vor, dass die Kommune sich mit dem Thema und mit der Handhabung der historischen Gräber befassen sollte.




July 22, 2020 at 05:01AM
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