zugegeben nicht ganz freiwillig bist du in den letzten Wochen (und inzwischen sogar Monaten) mein treuer Begleiter geworden. Mittlerweile kann ich ein ganzes Sammelsurium an Exemplaren aus deiner Familie vorweisen, in allen Farben und Mustern, die es so gibt. Selbstgenäht aus einer bunten Blumengardine, ganz schlicht in weiß oder knalligem türkis – je nach Laune kann ich munter hin- und herwechseln.
Aber du bist nicht nur allein mein Begleiter geworden: Egal ob im öffentlichen Personennahverkehr, im Supermarkt oder beim Friseur – du bist überall präsent. Du hast dich ganz schön in die Öffentlichkeit gedrängt, mein Lieber!
Ich erinnere mich übrigens noch sehr gut an unsere erste Begegnung. Weißt du noch damals an diesem warmen Apriltag, als ich dich das erste Mal getragen habe? Am Abend hatte ich heftige Kopfschmerzen. Danke nochmal dafür...
Und überhaupt, du schützt mich und andere, das weiß ich. Aber ganz einfach ist es mit dir trotzdem nicht: Im Supermarkt an der Kasse kann es wegen dir schon mal zu Unverständnis kommen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich nachfragen musste: Bitte wie viel soll ich bezahlen? Und die Kassierer können gar nichts dafür – du bist schuld! Selbst, wenn man versucht so deutlich wie möglich zu sprechen, klingt es wegen dir meistens nach Genuschel.
Außerdem machst du es mir echt schwer, die Emotionen des Gegenübers zu erkennen. Aber dadurch habe ich gelernt, Menschen wieder häufiger in die Augen zu schauen. Die können nämlich erstaunlich viel über das Seelenleben aussagen. Wusstest du zum Beispiel, dass man ein lachendes Gesicht nicht nur an einem breiten Grinsen, sondern auch durch freundlich leuchtende Augen erkennt? Erstaunlich, oder?
Fest steht: Du hast definitiv deine Daseinsberechtigung und ich bin froh, dass du uns so tapfer beschützt. Auch wenn ich jetzt viel wegen dir gemeckert habe: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mich mittlerweile sogar an dich gewöhnt.
Ich bin gespannt, wie lange wir noch vereint sein werden.
Bis zum nächsten Einkauf oder der nächsten Bahnfahrt,
Lara
Text: Lara-Sophie Radach
Teaserbild: Photo by Vera Davidova on Unsplash
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